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lich beſungen wird: Das Kräutlein Patientia wächſt nicht in allen Gar-

ten ꝛc. ꝛc.

Wie aber die Gläubigen in der Schule Chriſti wiſſen/ daß die Liebe

alles verträget/ und ſie ihre Seele in Gedul·t/ wie man den Edelgeſtein in den

güldenen oder ſilbernen Ring faſſet/ einzuſchrencken haben; alſo müſſen ſie nebſt

den Exempeln der Gläubigen das Beyſpiel aller Gedult und Sanfftmuth/

JEſum/ vor ſich haben·/ ſeine· Stimme hören·/ und ſeinen Fußſtapffen nach-

treten·/ damit ſie umb deſſen Ehre und herrlichen Nahmens willen alles er-

tragen. O wie ſchwer iſt auch dieſe Lection!

Wäre es vergönn·et in Anführung ſolcher Künſte und Ubungen guten

Gedancken weiter nachzuhängen·/ ·ſo würde die nothwendige Ubung in

täglicher Buße·/ welche dem Herrn den Weg bereitet und ſeine· Steige r·ich-

tig machet/ die auch Chriſtus als die erſte Predigt verkündigte und denn ſol-

che ſeine· Valet-Pred·igt ſeyn ließ·/ nebſt andern Anleitungen unſträfflich zu le-

ben·/ und die Ubung das wahre Chriſtenthum fortzuſetzen·/ ſoviel Materie·/

Anlaß und Gelegenheit nöthige Lehrſätze und Regeln anzuführen an die Hand

geben·/ daß der Tag ehe zu Ende lauffen möchte·/ als man hier Ziel und Ende

erreichete.

Aber ich eile und komme nunmehro vornehmlich auf diejenige nö-

thi·ge und erſprießliche Ubung·/ um welcher Willen dieſe Erzehlung angefan-

gen worden·/ und die uns nicht nur im Leben·/ ſondern in und nach dem Todte

erſprießlich iſt·/ welche iſt und heiſt die beruffene aber nicht weniger

ſchwere Lection und Kunſt ſeelig zu ſterben. Eine Lection, derer keiner kan

überhoben ſeyn·/ und welcher in examine rigoroſo nimmer vergeſſen wird.

Die gröſten Propheten und Wunder-Männer Moſes und David haben bey

ihrer Erfahrenheit und Wiſſenſchafft in Göttlichen Dingen dißfalls ihre

Knie vor GOtt gebeuget/ und den Herrn um Erleuchtung ſolches Erkänt-

niſſes angeſtehet/ wenn jener im XC. Pſalm· ſich hören läſt: Herr·/ lehre mich

bedencken·/ daß ich ſterben muß·/ auf daß ich klug werde. Und wie es

nach dem Grund-Texte zu bemercken·/ will er begehren: GOtt möge ihn ſei-

ne Tage zehlen lernen·/ welches die beſte Arithmetica, die uns nach allen Specie-

bus wohl zuzehlen·/ zu ſubtrahi·ren und dividi·ren Anlaß giebt. Und dieſer

im XXXIX. Pſalm· v. 5. Herr lehre mich·/ daß ein Ende mit mir haben

muß·/ und ich davon muß. Bey welcherley Valet-Gedancken alles andere

Sinnen und Beginnen deſto vorſichtiger eingerichtet wird. Und nicht auf

ungleiche Weiſe haben ſich auch andere Glaubige ängſtlich und hertzlich be-

kümmert und geübet/ daß Sie die ἐυϑανασίαν, ϑανατοσοϕίαν, das Diſce

mori, die Sterbe-Kunſt·/ fleißig zu ſtudieren·/ und als ein Scibile anzuſehen·/

welches im Leben und Sterben nicht könne ent·rathen werden; Denn wer auf

ſolche Weiſe lernet ſterben·/ ehe er ſtirbet/ der ſtirbt hernach nicht·/ wenn er

ſtirbt; Dahin auch der lieben Alten ihr bekan·tes monitum und Errinne-

rung gien·g·/ wenn es hieſſe: Natus diſce mori, lieber Menſch·/ von der

Stunde deiner Geburth an haſtu Urſach· an den Tod und Sterbe-

Stunde zu gedencken.

Pſ. XC.

v. 13.

Pſalm.

XXXIX.

v. 5.

Wie nun ſolches bey uns noch täglich zu practicire·n/ und dahero

auch bey vielen Gelehrten Anlaß genommen und gegeben worden·/ von ſol-

cher

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7 lich beſungen wird Das Kräutlein Patientia wächſt nicht in allen Gar ten ꝛc ꝛc Wie aber die Gläubigen in der Schule Chriſti wiſſen daß die Liebe alles verträget und ſie ihre Seele in Gedult wie man den Edelgeſtein in den güldenen oder ſilbernen Ring faſſet einzuſchrencken haben alſo müſſen ſie nebſt den Exempeln der Gläubigen das Beyſpiel aller Gedult und Sanfftmuth JEſum vor ſich haben ſeine Stimme hören und ſeinen Fußſtapffen nach treten damit ſie umb deſſen Ehre und herrlichen Nahmens willen alles er tragen O wie ſchwer iſt auch dieſe Lection Wäre es vergönnet in Anführung ſolcher Künſte und Ubungen guten Gedancken weiter nachzuhängen ſo würde die nothwendige Ubung in täglicher Buße welche dem Herrn den Weg bereitet und ſeine Steige rich tig machet die auch Chriſtus als die erſte Predigt verkündigte und denn ſol che ſeine Valet ⋯ Predigt ſeyn ließ nebſt andern Anleitungen unſträfflich zu le ben und die Ubung das wahre Chriſtenthum fortzuſetzen ſoviel Materie Anlaß und Gelegenheit nöthige Lehrſätze und Regeln anzuführen an die Hand geben daß der Tag ehe zu Ende lauffen möchte als man hier Ziel und Ende erreichete Aber ich eile und komme nunmehro vornehmlich auf diejenige nö thige und erſprießliche Ubung um welcher Willen dieſe Erzehlung angefan gen worden und die uns nicht nur im Leben ſondern in und nach dem Todte erſprießlich iſt welche iſt und heiſt die beruffene aber nicht weniger ſchwere Lection und Kunſt ſeelig zu ſterben Eine Lection derer keiner kan überhoben ſeyn und welcher in examine rigoroſo nimmer vergeſſen wird Die gröſten Propheten und Wunder Männer Moſes und David haben bey ihrer Erfahrenheit und Wiſſenſchafft in Göttlichen Dingen dißfalls ihre Knie vor GOtt gebeuget und den Herrn um Erleuchtung ſolches Erkänt niſſes angeſtehet wenn jener im XC Pſalm ſich hören läſt Herr lehre mich bedencken daß ich ſterben muß auf daß ich klug werde Und wie es nach dem Grund Texte zu bemercken will er begehren GOtt möge ihn ſei ne Tage zehlen lernen welches die beſte Arithmetica die uns nach allen Specie bus wohl zuzehlen zu ſubtrahiren und dividiren Anlaß giebt Und dieſer im XXXIX Pſalm v 5 Herr lehre mich daß ein Ende mit mir haben muß und ich davon muß Bey welcherley Valet Gedancken alles andere Sinnen und Beginnen deſto vorſichtiger eingerichtet wird Und nicht auf ungleiche Weiſe haben ſich auch andere Glaubige ängſtlich und hertzlich be kümmert und geübet daß Sie die ἐυϑανασίαν ϑανατοσοϕίαν das Diſce mori die Sterbe Kunſt fleißig zu ſtudieren und als ein Scibile anzuſehen welches im Leben und Sterben nicht könne entrathen werden Denn wer auf ſolche Weiſe lernet ſterben ehe er ſtirbet der ſtirbt hernach nicht wenn er ſtirbt Dahin auch der lieben Alten ihr bekantes monitum und Errinne rung gieng wenn es hieſſe Natus diſce mori lieber Menſch von der Stunde deiner Geburth an haſtu Urſach an den Tod und Sterbe Stunde zu gedencken Pſ XC v 13 Pſalm XXXIX v 5 Wie nun ſolches bey uns noch täglich zu practiciren und dahero auch bey vielen Gelehrten Anlaß genommen und gegeben worden von ſol cher B 2